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Alphabet? – Quo vadis, Google?

Keine Woche ohne neue Nachrichten von Google, doch wenn eines der einflussreichsten Unternehmen der Welt seinen Namen und Unternehmensstruktur ändert, sollte man sich über die Auswirkungen gedanken machen.  Der Googlekonzern führt eine Umstrukturierung durch, in der er mit der Alphabet Holding eine Dachmarke schafft, unter der zukünftig die einzelnen Teilsegmente als eigenständige Unternehmen geführt werden.

Warum eine Google Neustrukturierung?

Wieso dies sinnvoll ist, verdeutlicht folgende Skizze der einzelnen Unternehmen, die Google in den letzten Jahren aufgekauft hat.

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Die Liste der Google Akquisitionen reicht von Exoten wie Makani, einem Unternehmen, das Flug-Windkraftwerke entwickelt, über das Biotechunternehmen Calico (California Life Company) das unter anderem an Therapien zur Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer arbeiten soll, bis hin zu Nest Labs, die unsere Haushaltsgeräte miteinander vernetzten wollen.
Google ist inzwischen bzw. war somit ein Gemischtwarenkonzern wie Siemens früher. Doch anstatt die einzelnen Sparten – wie Siemens oder General Electrics – zu verkaufen, will Google sie zukünftig als Alphabet unter einer Holding führen, ähnlich, wie Starinvestor Warren Buffet mit seiner milliardenschweren Berkshire Hathaway Holding, die kürzlich wieder Unternehmensinvestitionen in Höhe von 30 Mrd. Dollar tätigte.

Der neuen Alphabet-Holding soll neben Google noch sechs weitere Unternehmen untergeordnet werden.

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Welche Vorteile hat diese Neustrukturierung?

Für Investoren bringt diese Aufspaltung zunächst erstmal ein höheres Maß an Transparenz. Die zahlreichen Unternehmensakquisitionen, die Google in den letzten Jahren tätigte, haben viel Geld gekostet, wie Profitabel sie waren, wurde bisher in den Googlebilanzen durch die enormen Gewinnen, die Google mit seinem Anzeigen erzielte, verdeckt.
In den zukünftigen Geschäftszahlen von Alphabet, sollen die einzelnen Teilsegmente getrennt voneinander ausgewiesen werden. Investoren können so besser beurteilen, welche Segmente profitabel sind und ob sich Alphabet-Akquisitionen bzw. Investitionen (irgendwann) auszahlen.

Wie dieser Schritt zu bewerten ist wird sich langfristig zeigen. An den Börsen war man jedoch begeistert, die Google Aktie schoss gleich nach Bekanntwerden der Meldung um 6% bzw. in Deutschland am Dienstag Morgen von 600,00 auf 640,00 EUR pro Aktie nach oben.

Die Neustrukturierung birgt jedoch noch weitere Vorteile. Alphabet kann zukünftig Beteiligungen für Teilsegmente ausgeben. Zum einen können riskante Neuakquisitionen so getrennt bewertet werden und die wirtschaftlichen Risiken, die Alphabet damit eingeht, belasten nicht die Kernsegmente. Zum anderen können sich Investoren gezielt an Teilsegmenten beteiligen und nicht gleich am gesamten Konzern. Dies bietet auch Sergey Brin und Larry Page mehr Spielraum bei zukünftigen unternehmerischen Experimenten („Moonshots“).

Neue Posten und Karrierechancen

Unternehmerisch bietet die Neustrukturierungen auch nach innen Vorteile, neue Posten sind zu vergeben, damit ergeben sich neue Beförderungs- und Karrierechancen. So rückt Sundar Pichai, ehemaliger Produktleiter bei Google zum neuen Google CEO auf.

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Bösen Zungen behaupten, dies könne die teuerste Beförderung der Geschichte sein, da für Sundar Pichai extra ein neuer Konzern gegründet werden musste. Andere sehen hierhin einen Beleg für die große Wertschätzung, die Sergey Brin und Larry Page dem zukünftigen Google CEO entgegenbringen.

Politisches Manöver?

Google drohen in den USA und Europa eine Reihe von wettbewerbsrechtlichen Verfahren. So wurde in den USA die Kombination aus marktbeherrschendem Internetdienstleister (Google) und Anbieter von Glasfasernetzwerken (Fiber) mit dem Vorwurf der vertikalen Integration von Netzzugang und Diensten angemahnt. Auch in Europa werden von der EU-Kommission einige Vorwürfe gegenüber der Marktdominanz von Google geäußert und mit Sanktionen gedroht.

Mit der Neustrukturierung könnte Alphabet auch versuchen, einige der Vorwürfe zu entkräften und möglichen staatlichen Konsequenzen (z.B. Zerschlagung) aus dem Weg zu gehen.

China scheint diese Entwicklung wenig zu beeindrucken, die neue Alphabet-Domain abc.xyz wurde dort jedenfalls sofort blockiert.

Transparenz schafft keinen Umsatz

Es gibt jedoch auch kritische Stimmen. So wirft Mark Hulbert den Investoren, die zuletzt den Kurs der Aktie nach oben trieben Irrationalität vor und fragt, seit wann Transparenz höhere Gewinne zur Folge habe. Außer mit Werbung habe Google bisher noch mit keinem Bereich gezeigt, das mittel- oder langfristig nennenswerte Renditen zu erzielen seien. Auch eine Namensänderungen könne dies nicht ändern.
Er bezieht sich auf eine Studie der Universität Utah, nach der von den Unternehmen, die in den 90ern ihren Name geändert hätten, jene die ein .com in ihrem neuen Namen führten, in den ersten 10 Tagen um 74% besser am Markt performten als die „nicht .com“ Unternehmen – ein Beleg für die Irrationalität der Märkte. Ebenso verhalte es sich mit Google, pardon Alphabet.

Welche Auswirkungen diese Neustrukturierung haben wird, wird wohl nur die Zeit und der langfristige Plan, den Sergey Brin und Larry Page zu haben scheinen – die Domain abc.xyz wurde bereits am 20. März 2014 registriert – zeigen.

 

 

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Veröffentlicht in Blog News

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