In diesem Artikel, der zuerst im Social Media Week Hamburg Blog erschienen ist, geht es darum, wie mit Hilfe von Sprachtools Social Listening-Treffer besser gefunden sowie Analysen verfeinert und präzisiert werden können.
„Und wieso haben wir diesen Post nicht gefunden und darauf reagiert?“ – „Wieso ist denn dieser Tweet als positiv bewertet worden?“
Wer im Social Media Bereich arbeitet, hat diese Fragen vielleicht schonmal von Kunden oder Kollegen gehört. Eine Grundvoraussetzung ist natürlich ein gut konzipiertes Social Media Monitoring, um wichtige Informationen bezüglich Unternehmen, Produkten oder Themen zu sammeln.
Nichts desto trotz passiert es, das wichtige Treffer verloren gehen, „falsche Treffer“ gefunden werden oder Analysen im Tool (z.B. die Stimmunganalyse/Sentimentanalyse) keine befriedigenden Ergebnisse hervorbringen.
Grundlage eines jeden Monitorings ist ein gutes Verständnis des Themenfeldes, in dem man sich bewegt. Unternehmen verzeichnen häufig weit über 1.000 Treffer im Monat, da kann man nicht jeden Beitrag gewissenhaft lesen und muss sich auf kurze Textauszüge beschränken.
Nehmen wir folgenden Satz aus einem Forenkommentar:
… Wenn wir nicht richtig pumpen, dann ächzt der ganze Organismus .! …
Ist der Treffer relevant? Was ist damit gemeint?
- Der Autor warnt vor Rückenproblemen bei der falschen Betätigung der Wasserpumpe.
- Der Autor warnt vor falschem Training im Fitnessstudio, wo Gewichte gepumpt werden.
- Der Autor empfiehlt richtiges Atmen beim Sport.
- Der Autor empfiehlt mehr Geld in die Wirtschaft zu investieren.
- Der Autor empfiehlt, dem Griechischen Staat mehr Geld zur Verfügung zu stellen
- Der Autor rät dazu, beim Skateboarden schnell genug zu sein, um sich bei Sprüngen vor Verletzungen zu schützen.
(Auflösung am Ende des Artikels)
Dies ist nur ein Beispiel für die unterschiedlichen Bedeutungshorizonte, in denen ein Wort verwendet werden kann. Gerade die Jugend- und Umgangssprache, die im Social Web häufig Anwendung findet, führt Begriffe in neue Bedeutungswelten.
Umgekehrt werden aber auch verschieden Begriffe gewählt, um etwas ähnliches auszudrücken. Die Sprache soll ja „blumig“ und „abwechslungsreich“ sein.
Zwei Tools können bei diesen beiden Herausforderungen helfen, die Social Listening Ergebnisse und Analysen zu optimieren.
www.openthesaurus.de
Zur Berlinale wurden die Nennungen der Wettbewerbsfilme beobachtet, um festzustellen, welche Filme die meiste Aufmerksamkeit erhalten und herauszufinden, welche Filme das digitale Publikum am meisten bewegten bzw. wie diese Filme in der Publikumsgunst bewertet wurden (Sentimentanalyse).
Hier kommen wir zu zwei typischen Monitoringfragen:
- Wie informiert man sich über Begriffe (der Filmkritik), wenn man kein „Experte“ ist (und regelmäßig Filmrezensionen ließt)? [Expertensprache]
- Wie erfasse ich auch möglichst viele Treffer der Menschen “auf der Straße”? [Laiensprache]
Beide Sprachformen sind für das Social Listening wichtig. Wein wird in der Regel wohl häufiger als „lecker“ oder „fruchtig“, als mit „robuster Körper“ oder „flacher Abgang“ beschrieben. Um sich ein Bild zu machen, sind aber die Laien- und Expertenmeinungen wichtig.
“Das Publikum bewegen” ist dabei ein schönes Beispiel. Welche Begriffe beschreiben einen Berlinale Film?
Zwar kommen positive Bewertungen wie zum Beispiel “spannend”, “großartig”, “sehr gut”, “empfehlenswert”, “sehenswert”, “atemberaubend”, “packend” oder “ergreifend” schnell in den Sinn, doch hat man damit alle möglichen Begriffe abgedeckt? Ein Blick auf openthesaurus.de kann hier helfen.
Die übersichtliche Ansicht zeigt zum einen Synonyme von „bewegend“, wie zum Beispiel “anrührend”, “aufwühlend”, “berührend” oder “bewegend”, zum anderen Assoziationen wie zum Beispiel “gefühlsbeladen”, “gefühlsseelig” oder “gefühlvoll”. Ferner gibt openthesaurus.de auch Teilwort-Treffer und ähnliche Wörter an.
Mit mehreren aufeinander aufbauenden Suchen, kann man so zu einem ansehnlichen Filtercorpus kommen, der die nachjustierte Sentimentanalyse im Social Listening optimiert:
(beeindruckend* OR spannend* OR großartig* OR “sehr gut” OR empfehlenswert* OR sehenswert* OR atemberaubend* OR packend* OR rührend* OR nachdenklich* OR ergreifend* OR eindrucksvoll OR kraftvoll* OR bewegend* OR überzeugend OR bemerkenswert* OR eindrücklich* OR erstaunlich* OR formidabel* OR glänzend* OR glanzvoll* OR glorios* OR glorreich* OR grandios* OR großartig* OR imposant* OR triumphal* OR überwältigend* OR anrührend* OR aufwühlend* OR berührend* OR “das Herz berührend*” OR erschütternd* OR herzbewegend* OR herzergreifend* OR herzzerreißend* OR mitleiderregend* OR “großes Gefühlskino”)
DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache
Noch umfangreichere sprachliche Hilfsmittel bietet dwds.de von der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaft. Zunächst bietet das DWDS ein allgemeines Wörterbuch, ein etymologischen Wörterbuch sowie einen umfangreichen Thesaurus.
Mit dem Wortprofil 3.0 kann man sich zusaätzlich grammatikalische Anwendungen wie zum Beispiel Adverbialbestimmungen und prädikative zu dem gewählten Wort anzeigen lassen, oder, wie beim Beispiel “pumpen”, Kontexte in dem der Begriff als Aktiv-/Passivsubjekt (Blut -> Herz, Luft -> Lungen, Wirtschaft -> Notenbank etc.) verwendet wird. Neben der Ausweitung der Suchbegriffe kann dwds.de somit auch die Eingrenzung der Treffer unterstützen. Dies ist vor allem unter Kosten- und Effizienzgesichtspunkten – 200 exakte Treffer lesen sich schneller als 1000 ungenaue – interessant.
Sehr hilfreich für die Monitoringoptimierung sind auch die Sprachbeispiele, unter anderem aus dem deutschen Textarchiv und der ZEIT. In diesen Textbeispielen lässt sich auch die Auflösung der oben genannten Frage nach der Bedeutung des Satzes
… Wenn wir nicht richtig pumpen, dann ächzt der ganze Organismus .! …
finden. Es handelt sich um einen Kommentar in der ZEIT zur Bedeutung der Metall- und Elektroindustrie vom 05.06.2015.
Wer hätte das gedacht?
So helfen beiden Tools zeiteffizient einige Tücken der deutschen Sprache zu meistern indem schnell verwandte Begriffe gefunden oder verschiedene Bedeutungen bzw. die Anwednung von von Begriffen in verschiedenen Kontexten nachgeschlagen werden können.
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